Hebelwirkung – das “Wortkino” zu Gast

Auf der erhöhten Bühne stehen ein kleiner Holztisch mit Requisiten – im Wesentlichen Brillen und Mützen – ein Gartenstuhl und ein Bauernhausmodell auf einem Sockel.

Stefan Österle stellt sich, sein Soloprogramm und die Bühnentechnikerin Dijana Antunovic vor und dann lässt er Johann Peter Hebels Kalendergeschichten wirken – auf Siebtklässler/innen und Literatur-und-Theater-Kurs-Schüler/innen, organisiert von der Deutschlehrerin Claudia Hellriegel.

Mit spärlichen Requisiten und wechselnden Dialekten und Akzenten verwandelt er sich von einer Figur in die nächste: Aus dem alemannischen Vater mit weißgetönten Brillengläsern, der es jedem Recht machen will (Seltsamer Spazierritt) entsteht der Tourist mit Wollmütze und auf die Brille aufgeklebten Augen, der „Kannitverstan“ für einen Namen hält und diesem Missverständnis eine grundlegende Lebensweisheit verdankt.

 

„Wenn der Barbierjunge von Segringen“ unter Bedrohung seines Lebens dem sächsischen Gast den Bart abnimmt, knistert die Spannung bei jeder Hautberührung des imaginären Messers. Mit den beiden Matrosen durchleiden die Zuschauer „Glück und Unglück“ und werden wohl dem Erzähler am Ende zustimmen, dass der Tod nicht das Schlimmste im Leben der beiden war.

Schließlich fragt Stefan Österle, ob er auch noch erzählen soll, „Wie eine greuliche Geschichte durch einen gemeinen Metzgerhund ist an das Tageslicht gebracht worden“. Klar, soll er das. Und damit es nicht allzu düster endet, rundet er den Nachmittag ab mit dem glücklichen Ehepaar, das die „Drei Wünsche“ der Bergfee einfach nicht zu nutzen versteht. Und da fühlt man sich eben an der Nase gepackt. Denn: „Alle Gelegenheit, glücklich zu werden, hilft nichts, wer den Verstand nicht hat, sie zu nutzen“.

[Bilder von der Website des Wortkino mit freundlicher Genehmigung]