„Jerusalema – my place is not here“

In kaum einem Wort kristallisieren sich die vielen Enttäuschungen, welche die augenblickliche Situation mit sich bringt, so deutlich wie in dem Wort „eigentlich“: Eigentlich wären wir jetzt, in diesen Tagen, auf Schüleraustausch in Israel. Eigentlich würden wir jetzt zehn Tage bei den Menschen verbringen, die uns vor einem Jahr bei deren Besuch in Gerlingen zu Freunden geworden sind. Eigentlich wollten wir unser Austauschprojekt, das vor beinahe zwei Jahren mit den Bewerbungen der Schüler begonnen hatte, jetzt mit unserer gemeinsamen Israelreise krönen. Eigentlich hatten wir vor, uns mitten im Oktober eine Extraportion Sommer zu genehmigen…

Eigentlich – aber es ist anders gekommen. Und nun sind wir hier, im nasskalten Gerlinger Herbst, und unsere Freunde sind dort, in Israel, wo die Situation noch viel angespannter ist als bei uns und wo seit Monaten die Schulen geschlossen sind.

Ohne Frage ist dies Grund genug, unseren Freunden ein Tanzvideo zu einem Titel aufzunehmen, der zurzeit ähnlich viral ist wie das Virus selbst: Jerusalema.

Dabei spielt es keine Rolle, dass in diesem Lied wohl eher vom himmlischen Jerusalem die Rede ist als von der Hauptstadt Israels. Und nebensächlich ist auch, dass unsere Freunde gar nicht dort, sondern im Oberen Galiläa wohnen. Hauptsache, wir haben die Gelegenheit, unsere Enttäuschung und unsere Sehnsucht herauszutanzen und unsere Freunde spüren zu lassen, dass wir sie noch nicht vergessen haben: „Jerusalema – my place is not here.“

Text: Kle, Bild: Wer