Ein offenes Ohr

Unser Schulseelsorger ist Eberhard Kleinmann, Pfarrer im Schuldienst.
Freitagmorgen, 7.36 Uhr: Schweigend sitzen wir im Kreis um eine Kerze. Gerade habe ich einen Vers aus der Bibel vorgelesen und uns mit einer Frage, über die nun jeder für sich selbst nachdenken kann, in eine etwa dreiminütige Stille entlassen. Ein kurzes Gebet und eine Liedstrophe werden auch dieses Mal die „5 Minuten am Morgen“ beschließen.
Vormittags von Acht bis Eins, das war früher. Schule erstreckt sich heute über einen großen Teil des Tages. Und so wie ihr zeitlicher Umfang hat offenbar auch ihre Rolle in den letzten Jahren eine beträchtliche Ausdehnung erfahren: Schulen werden heutzutage nicht mehr nur als Institutionen wahrgenommen, an denen Lernen und Bildung stattfinden. Vielmehr gelten sie inzwischen als Lebensräume junger Menschen.
Dies können sie aber nur dann in guter Weise sein, wenn auch die Glaubens- und Lebensfragen der Schülerinnen und Schüler in ihnen einen Raum bekommen.
Neben dem Beratungslehrer und der Schulsozialarbeit möchte die Schulseelsorge hierzu einen Beitrag leisten.
Dass Schulseelsorge kirchlich verankert ist, wird bei einem liturgischen Angebot wie den „5 Minuten am Morgen“ deutlich. Aber auch hier entscheidet jeder Teilnehmer selbst, ob und auf welche Weise er den am Anfang gesetzten Impuls in der Stille aufnimmt.
Niemandem wird irgendetwas übergestülpt. Das gilt noch viel mehr für Einzelgespräche, die den Kern der Schulseelsorge ausmachen und die der seelsorgerlichen Verschwiegenheit unterliegen. Wer das Bedürfnis hat, ein Gespräch zu führen, darf sich sicher sein, dass er in einem geschützten Rahmen absolut vertraulich sprechen kann und dass er nicht mit ungebetenen Ratschlägen oder vorgefertigten Wahrheiten abgespeist wird, sondern dass er mit seinem Anliegen in seiner persönlichen Situation absolut ernstgenommen wird.
