Fachschaft Religion

„Weshalb bekommen wir in Religion überhaupt Noten?“ Vielerorts wird das Fach Religion belächelt oder nicht ganz ernst genommen. Manche betrachten sogar mit Argwohn die Tatsache, dass ein Fach mit konfessionell geprägtem Inhalt an einer staatlichen, öffentlichen Schule als reguläres Schulfach unterrichtet wird. Wir sind jedoch fest überzeugt, dass gerade dieses Fach unglaublich positive Möglichkeiten bietet und einen wesentlichen Beitrag zum Erziehungs- und Bildungsauftrag unserer Schule leistet. Wie das?

Zwar erhalten Schüler in Religion höchstwahrscheinlich weniger Qualifikationen von offensichtlichem wirtschaftlichen Nutzen als in manch anderen Fächern wie z.B. Fremdsprachen oder Mathematik. Sie lernen weder, wie sie etwas besser verkaufen können, noch, wie sie sich im Bewerbungsgespräch präsentieren sollen. Aber zum Glück schätzt der Bildungsplan nicht nur den wirtschaftlichen Nutzen einer Person, sondern auch den Menschen selbst in seinem Umfeld und seiner Kultur. So wie die Schönheit eines Gedichts oder eines Liedes erfahren und interpretiert werden, so wertvoll ist es, elementare Fragen des Lebens stellen zu dürfen:

  • Wer bin ich denn?
  • Weshalb sind andere anders als ich?
  • Weshalb denken und glauben manche anders als ich?
  • Warum bin ich hier?
  • Wie kann ich mit Problemen umgehen?
  • Gibt es noch eine Wirklichkeit, die viel größer ist, als mein begrenzter Horizont?
  • Gibt es vielleicht sogar Gott und wie ist er?

Wie gut, dass wir Raum haben, um uns mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Hier in der Schule ist dafür ein guter Ort geschaffen: ein öffentlicher Ort im Austausch mit Anderen.

In Religion lernen Schüler, ihre eigene Meinung zu erkennen und zu bilden. Es werden keine fertigen Bekenntnisse zum Herunterschlucken und Glauben verabreicht. Vielmehr begleiten wir Schüler dabei, wenn sie sich Fragen stellen und Antworten suchen. Dabei ecken sie an, an Theorien, an ihrer Lebenserfahrung, an anderen, an sich selbst. Dennoch ist der Prozess wichtig, da er das widerspiegelt, was ihnen im Leben immer wieder begegnen wird. Wir wollen, dass sie heranreifen zu mündigen, selbst denkenden, einzigartigen Personen.

Natürlich gibt es im konfessionellen Religionsunterricht Bekenntnisse. Wir haben das Bekenntnis zu dem Gott, der uns in der Bibel vermittelt wird und uns im Neuen Testament in Jesus Christus begegnet. Natürlich nehmen wir mögliche Antworten auf Fragen durch, Deutungen unseres Lebens, natürlich gibt es Inhalte, die gelernt werden müssen. Schließlich profitieren wir von einem wahren Schatz an Gedankengut und Kultur, der uns vermacht ist. Vielleicht gibt es ja eine plausible Antwort? Oder einen Lebensentwurf mit Werten, die sich mehr lohnen, als das, was im Umfeld gelebt wird? Wir erkennen im christlichen Glauben einen großen Wert, mit dem es sich lohnt, sich auseinanderzusetzen: Nicht nur aus kritischer Distanz, sondern aus dem Umfeld des Lebensalltags. Dennoch herrscht bei all diesen Bekenntnissen Freiheit, diese hinterfragen und prüfen zu dürfen, ob sie denn gut genug sind, um geglaubt oder umgesetzt zu werden, ohne die Furcht vor abschätziger Behandlung oder einer schlechten Benotung. Jeder Schüler darf immer entscheiden, etwas nicht für sich anzunehmen und sich von etwas distanzieren. Auch innerhalb des konfessionellen Religionsunterrichts, nicht nur durch den Austritt aus dem Fach. Die freie Meinung ist uns ein hohes Gut.

Was den Religionsunterricht ebenso spannend macht, ist die Tatsache, dass die eigene Meinung nicht nur gebildet, sondern auch geäußert wird. Wenn das, was man selbst denkt oder glaubt, möglicherweise nicht dem Gros der Gruppe entspricht, ist es nicht immer leicht, das öffentlich mitzuteilen. Gerade Schüler mit unpopulären Meinungen sehen sich herausgefordert, sich zu behaupten oder gar andere zu überzeugen. Ob diese Meinung nun die beste ist, sei dahingestellt. Aber da der Austausch in oft ganz heterogenen Gruppen geschieht, ist er wertvoll und produktiv. Wichtig ist uns dabei der schützende Rahmen von Wertschätzung und Begleitung durch uns Lehrerinnen und Lehrer innerhalb des offenen Raums der Schule. Dadurch werden Meinungen offengelegt und versteckter Radikalisierung entgegengewirkt. Unsere Gesellschaft profitiert von Bürgern, die gelernt haben, öffentlich mit anderen Meinungen wertschätzend und reif umzugehen.

Insgesamt fühlen wir uns deshalb bevorzugt, dieses Fach unterrichten zu dürfen. Und ebenso, da wir mit vielen tollen, kreativen und interessanten Schülern zusammenarbeiten können.

An unserer Schule ist der Religionsunterricht in die beiden Konfessionen „evangelisch“ und „katholisch“ getrennt. Die Schüler erhalten den Unterricht in der Konfession, in der sie bei uns an der Schule angemeldet werden; allerdings herrscht Freiheit, den Unterricht der anderen Konfession zu besuchen. Aus Glaubens- und Gewissensgründen dürfen sich Schüler vom konfessionellen Religionsunterricht befreien lassen und stattdessen Ethikunterricht besuchen. In Klassen 5 und 6 geschieht dies durch die Entscheidung der Eltern. Ab Klasse 7 sind die Schüler religionsmündig und dürfen selbst entscheiden. Der Wechsel zwischen den Fächern darf innerhalb der ersten zwei Schulwochen erfolgen.

Die Fächer katholische und evangelische Religion prägt am Robert-Bosch-Gymnasium Gerlingen die freundschaftliche, ökumenische Zusammenarbeit. Zwar sind Schüler in ihren Klassen konfessionell getrennt, aber es gibt immer wieder gruppenübergreifende Kooperationen und gemeinsame Projekte. Auch pflegen die Kolleginnen und Kollegen beider Fachschaften stets ein gemeinschaftliches Verhältnis und gute Zusammenarbeit. Diese trägt immer wieder Früchte, so zum Beispiel in unseren ökumenischen Schulgottesdiensten, die zweimal pro Schuljahr von der Schulgemeinschaft gefeiert werden. Auch Theateraufführungen, gemeinsame Exkursionen in Kirchen, Synagogen und Moscheen, etc. profitieren von der Kooperation.

In den Bereichen der Trauer und der Notfallbewältigung haben die Kollegen der katholischen und evangelischen Religion vieles getan, um Schüler und die gesamte Schulgemeinschaft auf dem Weg durch harte Zeiten im Leben zu begleiten und zu stützen. Ein bereicherndes Element unserer Schule ist die Schulseelsorge, die durch Pfarrer Eberhard Kleinmann angeboten wird. Ganz unabhängig von Konfession und Glaubenseinstellung dürfen Schüler hier ankommen und Hilfe in ihren persönlichen Fragen und Nöten suchen.

Unterrichtende Kolleginnen und Kollegen:

Katholische Religion:

Jenny Loch, Loc

Evangelische Religion:

Eberhard Kleinmann, Kle

Patrick Walz, Wlz

Jörg Weber, Web

Dr. Martin Weeber, DWe

Jörg Weber, Fachvorsitzender ev. Religion