Seit mittlerweile 20 Jahren findet nun schon der deutsch-deutsche Austausch zwischen dem Elisabeth-Gymnasium in Halle und dem Robert-Bosch-Gymnasium in Gerlingen statt. Jeweils ca. 15 SchülerInnen der Klassenstufe 10 beider Schulen treffen sich, um gemeinsam verschiedene Aspekte der deutschen Geschichte zu beleuchten und die gemeinsame Vergangenheit lebendig zu halten und zu bewahren. Ursprünglich wurde der Austausch eingeführt, um Kontakte zwischen Schulen im ehemaligen östlichen und westlichen Teil Deutschlands zu knüpfen und gegebenenfalls auch Vorurteile abzubauen.
Die Intention des Austausches hat sich insofern etwas gewandelt, als dass die SchülerInnen inzwischen alle weit nach der „Wende“ geboren wurden und durch die Zeit zusammengewachsen sind. Nach wie vor ist es aber wichtig, die Geschichte Deutschlands zu kennen. Der DD-Austausch bietet den SchülerInnen die Möglichkeit an jährlich wechselnden Themen einen mit Sicherheit spannenden Einblick in die Geschichte Deutschlands zu erhalten.
Unter dem Motto „der 17. Juni – der Tag der deutschen Einheit“ untersuchten die SchülerInnen in diesem Jahr, welche Ursachen zum Arbeiteraufstand in der DDR am 17. Juni 1953 geführt haben. Die Protestaktionen, die auch in Halle im Verlauf der Tage um den 17. Juni 1953 stattfanden, wurden durch die repressiven Maßnahmen des SED-Regimes ausgelöst. Mithilfe von Streiks und Massendemonstrationen wurden politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Forderungen gestellt, darunter der Rücktritt der Regierung, freie Wahlen und die Freilassung aller politischen Gefangenen.
Die Protestaktionen, die gewaltsam von Truppen der Sowjetarmee niedergeschlagen wurden, forderten zig Tote. Tausende Bürger wurden inhaftiert, sowie z.T. zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Der 17. Juni war von 1954 bis zur deutschen Wiedervereinigung 1990 als „Tag der deutschen Einheit“ der Nationalfeiertag der Bundesrepublik Deutschland.
Vom 4. bis 11. Oktober erwartete die Teilnehmer zu dieser Thematik eine Fülle von Veranstaltungen und Arbeitsphasen, in denen die Gründe für den Aufstand, der Ablauf der Demonstrationen und die Folgen für die (teilnehmende) Bevölkerung näher beleuchtet wurden.
Die Gruppe besuchte bspw. in Halle den „roten Ochsen“, u.a. ein Staatssicherheitsgefängnis der DDR, das nun für Besucher als Gedenkstätte zugänglich ist. An Personenbeispielen wurde aufgezeigt, welche Strafen Personen erhalten haben, die sich an den Demonstrationen beteiligt haben. Im Anschluss begab sich die Gruppe auf die Spuren des Demonstrationszuges.
Weitere Einblicke in die Herrschaft des DDR-Regimes erhielten die SchülerInnen bei einem Besuch in Leipzig und hier im zeitgeschichtlichen Forum und der „runden Ecke“, dem ehemaligen Sitz der Bezirksverwaltung der Saatsicherheit in Leipzig und heutige Gedenkstätte und Museum.
Wir hoffen, dass auch in diesem Jahr alle einen interessanten und unvergesslichen Einblick in die deutsche Vergangenheit erhalten haben und sich die neuen Freundschaften noch lange halten werden. Auch wir LehrerInnen blicken auf einen tollen Austausch mit Euch zurück.
A. Beuchle, M. Ciapura