Was weder der Kalte Krieg noch der Eiserne Vorhang geschafft haben, das gelang dem Hochwasser in Österreich Mitte September 2024: Erstmals seit Beginn des Austauschs im Jahr 1986 musste eine Reise einer Gerlinger Austauschgruppe nach Budapest abgebrochen werden. Auf halber Strecke „strandeten“ Schüler und Lehrer in Salzburg, weil kurzfristig alle Züge Richtung Wien für mehrere Tage ausgefallen waren. So ging es mit einem merkwürdigen Gefühl aus Enttäuschung und Akzeptanz der höheren Gewalt wieder zurück nach Gerlingen.
Umso größer war die Vorfreude auf den Besuch der ungarischen Gäste am RBG im Oktober. Aufgeregt wurden die Budapester am Sonntag, 06.10., am Bahnhof in Stuttgart für ihren einwöchigen Besuch begrüßt. Die relativ kleine Gruppe (insgesamt 26 Teilnehmer, auf Gerlinger Seite 10 Jungen und zwei Mädchen der Kursstufe 1) fand schnell zusammen. Das Programm in Gerlingen war so umgeplant worden, dass die Austauschtandems möglichst viel Zeit gemeinsam verbringen konnten: Es ging nach Ludwigsburg zum Schloss und in den Märchengarten, zum gemeinsamen Bowlen und natürlich nach Stuttgart; die Gäste verfolgten eine Debatte im Landtag und wurden im Gerlinger Rathaus empfangen. Höhepunkt war der gemeinsame Zweitagesausflug nach Nürnberg mit Übernachtung in der Jugendherberge in der Kaiserburg. Auch wenn sehr ungewiss ist, ob der Gegenbesuch in Budapest stattfinden kann, so war die Woche doch intensiv und konnte zumindest einen Teil des „Austauscherlebnisses“ bieten, der so wichtig ist: Das Kennenlernen eines anderen Landes und des Lebens dort, indem man eine gleichaltrige Person und ihre Familie kennenlernt im normalen Alltag mit Essen, der Schule bis hin zum Land selbst und der Sprache. Unsere Partnerschule, das altehrwürdige Josef-Eötvös-Gymnasium im Zentrum von Budapest, hat einen gut nachgefragten Deutsch-Zug, sodass die Budapester Schüler ihr Deutsch ausprobieren und verbessern möchten durch den Austausch. Für das RBG steht weniger die Sprache im Vordergrund (obwohl Englisch als „Brückensprache“ immer wieder eine Rolle spielt und angewendet wird), als vielmehr die kulturelle Begegnung.