Führung und Theaterbesuch wurden im Rahmen einer GFS von H.T. organisiert. Hier seine Rezension:
Am 10.03.25 hatte die Klasse 10a die Gelegenheit, das Staatstheater Stuttgart zu besuchen und eine Inszenierung von „Farm der Tiere“ zu erleben. Bevor man sich das Stück anschauen konnte, gab es am Nachmittag eine Führung rund um das Theater, auf die sich die Klasse freuen konnte. In dieser Führung wurde uns gezeigt, was alles hinter den Kulissen passiert, um ein Theaterstück ins Leben zu rufen. Von Masken und Kleidungsstücken bis zu Requisiten und Kulissen wird alles selbstständig vom Theater hergestellt. Uns wurde gezeigt, wie ein Gestell aus Holz zu einer Kulisse wird, die täuschend echt wirkte. Es wurden uns Regale voll mit Kleidung für jeden erdenklichen Anlass gezeigt, die, unserer Führerin nach, ausreichen würden, um die komplette Königsstraße zu bedecken. Die Masken und Requisiten, die wir uns anschauen durften, waren sehr weitreichend, wie falsche Schnurrbärte, Perücken und Finger (richtig gelesen, Finger!), sowie wirklichkeitsnahe Gewehre, Pistolen und Schwerter. Wir durften sogar einen falschen Dolch benutzen, der in sich einrastete, wenn man Druck gegen die Spitze ausübte. Leider durften wir die Bühne nicht betreten, da sie zu diesem Zeitpunkt von den Schauspielern benutzt wurde und wir konnten deshalb auch nicht den Kulissenmechanismus besichtigen, mit dem die Kulissen kontrolliert werden. Nach dieser aufschlussreichen Tour hatten wir eine kurze Pause, bevor die Aufführung begann.

Zum Inhalt des Stücks:
Das Theaterstück „Farm der Tiere“ stammt von dem Regisseur Oliver Frljić. Es basiert auf dem gleichnamigen Roman von George Orwell (1945 veröffentlicht). Im Allgemeinen ist das Stück eine politische Allegorie in Form einer Satire auf die Russische Revolution und die Entstehung des totalitären Regimes in der Sowjetunion unter der Herrschaft Stalins.
Auf der „Herrenfarm“ des Bauern Mr. Jones erheben sich die Tiere gegen ihre menschlichen Unterdrücker. Angeführt von den Schweinen, Napoleon und Schneeball, vertreiben sie Jones und übernehmen die Kontrolle über die Farm. Sie gründen eine neue Gesellschaft, basierend auf Gleichheit, deren Leitsatz lautet:
„Alle Tiere sind gleich.“
Zunächst scheint die Revolution erfolgreich: Die Tiere arbeiten für sich selbst, die Ernte ist reichlich, und es gibt klare Regeln, die das neue System stabilisieren sollen. Doch bald kommt es zu Spannungen zwischen den Anführern. Schneeball, ein kluges und idealistisches Schwein, will Fortschritt durch Technik (z. B. eine Windmühle), während Napoleon, der skrupellose Machtmensch, ihn als Rivalen sieht. Schließlich vertreibt Napoleon Schneeball gewaltsam und übernimmt die alleinige Kontrolle.
Mit der Zeit verwandelt sich die Farm in eine brutale Diktatur. Napoleon setzt eine Geheimpolizei (die Hunde) ein, manipuliert die anderen Tiere mit Propaganda und nutzt Lügen, um seine Herrschaft zu festigen. Die ursprünglichen Regeln der Revolution werden schrittweise geändert, sodass sie nur noch der Schweineelite dienen. Der Leitspruch wird schließlich zu:
„Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher als andere.“
Am Ende haben sich die Schweine völlig mit den Menschen verbündet, und die anderen Tiere erkennen, dass sich ihre Lage nicht verbessert, sondern sogar verschlechtert hat. Das Stück endet mit einer Rebellion der Tiere, aber diesmal gegen die Schweine, und führt zum Tod von Napoleon.
Die Inszenierung:
Die Schauspielerei war hervorragend, denn die Zuschauer hatten nirgends das Gefühl, dass das Stück gezwungen und mühsam gespielt wurde, und auch die komischsten und bizarrsten Szenen kamen als natürlich rüber.
Die exzellenten Schauspieler wurden durch die Kreativität des Regisseurs unterstützt, indem er beispielsweise nur Teile der Bühne beleuchtete, um gewisse Figuren in den Vordergrund zu bringen, während andere im Hintergrund verschwanden. Es wurden Lieder eingespielt, die passend zum Thema waren und zu denen die Schauspieler entsprechend getanzt und gesungen haben. Aber auch während der anderen Szenen wurde Musik im Hintergrund gespielt, um die Stimmung zu unterstreichen oder auch um einen Kontrast zu bilden. Die Windmühle, die von den Tieren gebaut wurde, wurde metaphorisch durch die Freiheitsstatue dargestellt, die die Freiheit verbildlicht, die die Tiere aber selber nicht haben. Außerdem wurde das Schauspiel nicht nur auf die Bühne beschränkt, denn bei der Verfolgung von Schneeball durch die Hunde wurde er von der Bühne in die Zuschauerränge gejagt, wo er dann schließlich verschwand.
Die Kostüme und Requisiten, die im Schauspiel benutzt wurden, waren verblüffend und beherbergten unvorhersehbare Überraschungen. Zum Beispiel wurde im Schwanz eines der Hühner ein Ei versteckt, das so groß war wie eine mittelgroße Handtasche. Ein anderes Mal wurde eine Kuh gemolken und es trat tatsächlich eine weiße Flüssigkeit aus den Eutern. Die Kostüme waren sehr realistisch und es wurden sogar Stöckelschuhe bei den Schweinen benutzt, um die Hufen zu simulieren.
Kritik:
Die Art und Weise, wie die Komödie eingesetzt wurde, wirkte meistens überraschend und merkwürdig. Anstelle des subtilen, natürlichen Humors des Originals setzten die Macher vermehrt auf übertriebene Gesten, skurrile Witze und absurde Situationen. Während Orwell in seinem Roman mit feiner Ironie auf die Manipulation der Tiere hinweist, wurde dies in der Inszenierung durch überzogene Grimassen und Slapstick-Einlagen ins Lächerliche gezogen. Während einige dieser Elemente durchaus unterhaltsam waren, konnten sie den ursprünglichen Charme und Witz der Vorlage leider nicht ersetzen.
Die Intention des Autors war, die Fehler eines kommunistischen Systems zu hervorheben und diese satirisch darzustellen. Doch dies scheiterte an der Verwendung von komischen Witzen und der überbordenden Musik, die in das Theaterstück eingebaut wurde. Wenn man das Buch liest, hat man ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit, denn jedes Mal, wenn die Tiere versuchen, ihr Leben zu verbessern, verschlechtert es sich am Ende und sie werden nur noch mehr von Napoleon und den Schweinen unterdrückt. Aber im Stück fehlt dieses unterschwellige Gefühl, einer sich entfaltenden Tragödie beizuwohnen und es herrscht eine komische und von unangenehmen Witzen dominierte Komödie, die nur vage die oben genannte Stimmung erzeugt.
Insgesamt ist diese Inszenierung der Farm der Tiere gekennzeichnet durch das brillante Talent der Schauspieler, das kreative Nutzen von Musik und Tanz und realistisch aussehenden Kostüme sowie Requisiten. So beeindruckend die künstlerische Umsetzung auch war, sie überschattete leider die eigentliche Aussage des Stücks. Ein Publikum, das diese wahre Aussage nicht von vorneherein kennt, wird es auch nach dem Stück nicht erkennen können. Am Ende bleibt ein Publikum zurück, das sich eher an skurrile Szenen erinnert als an die eigentliche Aussage.
































